Karls Garten besuchte die IGA Berlin, die internationale Gartenausstellung.
„Auf unserem Weltacker sehen Sie die Ackerfläche, die für jeden Menschen auf der Welt zur Verfügung steht: Etwa 2000 Quadratmeter. Das ist mehr als genug, um einen Menschen gut und gesund zu ernähren und auch noch mit Tee, Kaffee, Kakao, Baumwolle und ähnlichem zu versorgen“ (https://www.2000m2.eu/de/leitsystem/)
2000m² misst auch die Fläche des Karls Gartens. Diese Fläche würde reichen, um einen Menschen zu ernähren! Auf 2000m² wurden am IGA Gelände in Berlin die wichtigsten Ackerkulturen der Welt angebaut, und zwar in dem Größenverhältnis, in dem sie auf den 1,4 Milliarden Hektar Ackerflächen dieser Welt wachsen. Diese Fläche ernährt zudem ein paar Billiarden Kleinstlebewesen, ohne die der Ackerboden gar nicht fruchtbar wäre. Tausendfüßler, Asseln, Ameisen, Spinnen, Regenwürmer und noch viele mehr besiedeln diese Ackerfläche und machen die Erde gesund und fruchtbar.
Es ist unglaublich, was auf 2000m² alles wachsen kann!
Tonnenweise Gemüse, Kartoffeln oder Getreide. Die Hälfte der Fläche wäre aber mit nur mit vier Getreidesorten bepflanzt: Weizen, Mais, Reis und Soja. Wenige Kulturen dominieren die Ackerfläche. Bis auf Reis werden die Getreidemonokulturen hauptsächlich an Tieren verfüttert oder in Sprit, Energie und Industrierohstoffe umgewandelt. Obst und Gemüse wachsen auf weniger als jeweils 5% des Weltackers!
Wer soll das alles essen? Noch unglaublicher ist, dass wir mit diesem Platz nicht auskommen, so viel verbrauchen und vernichten wir. Die FAO schätzt, dass 1,3 Milliarden Tonnen oder 32% aller Lebensmittel verloren gehen! Auf dem Acker, nach der Ernte, in der Verarbeitung und Transport, in Supermärkten, Bäckereien, Restaurants und in privaten Mülltonnen.
Auf den Spuren verschiedener Kulturpflanzen sowie Info-Stationen, führt Dich die Weltacker-Karte über das 2000 m2 große Areal in Berlin-Marzahn. Auf alle Fälle eine Reise wert.
Feeding the Planet
Energy for Life
Die Weltausstellung in Mailand widmet sich vor allem der Frage nach der Ernährung der wachsenden Menschheit. Und jedes Land hat seine eigene Antwort – die wir vom KarlsGarten Team erkundet haben.
Die Weltausstellung war von Beginn an umstritten, neben den kolportierten 2,5 Mrd EUR an Kosten, Korruptionsskandalen während des Baus sowie der Kritik selbst des Papstes an der “Schau des Überflusses”, wird man nicht von einem Beitrag zur gerechten Entwicklung sprechen können.
Jede Expo sieht sich indes auch als Architekturfest. Die 140 teilnehmenden Länder wollen sich, verständlicherweise, selbst inszenieren und kokettieren dabei mit den eigenen Klischees: Deutschland mit dem Hofbräuhaus, Holland mit Elektro Partys und Italien als das Mutterland von Pizza und Pasta.
Zu Beginn informieren im Eingangsbereich eigene Themenpavillons zur Bedeutung der Ernährung, der diversen Esskulturen oder zur extensiven Landwirtschaft mit den hausgemachten Umweltproblemen. Die Wissensvermittlung zu Ökologie und Landwirtschaft werden dann in reduzierter, animierter Form in den Pavillons oder abseits in Nebengassen wieder gegeben – wie der nett gestaltete Biodiversitäts Park.
Mit dekorativem Plastikessen gehen dann die zahlreichen BesucherInnen entlang einer Mittelachse an den teils auffällig gestalteten Länder-Pavillons vorbei. Leider wurde sehr viel in Werbung und Marketing investiert und es stellt sich schnell eine Reizüberflutung ein. Als Beispiel ist hier die Las Vegas-reife Insezneriung des “Baum des Lebens” mit Licht und Wassershow zu nennen. Die tiefere thematische Bedeutung ist uns noch immer ein Rätsel.
Die Länder-Pavillons selbst sind sehr unterschiedlich gestaltet. Aserbaidschan zeigt Plastik-Blumen, die bei Berührung die Farbe wechseln und dabei Musik spielen. Holland demonstriert die exzessive industrielle Landwirtschaft. Die USA bauten einen riesigen Container mit vertikaler Begrünung und Obama appelliert auf Videowalls für den Kampf gegen den Hunger. Er selbst betreibe schon Urban Gardening im Weißen Haus ist hier zu erfahren.
Der Österreichische Pavillon mit war eine wohlwollende, entspannte Ausnahme und widmete sich ganz der Luft als wichtigste Nahrungsquelle. Ein eigens dafür gestalteter Wald produziert in einer Stunde mehr Sauerstoff (O2) als die BesucherInnen einatmen – und deckt damit den Bedarf von bis zu 1.800 Menschen.
Weitere erfreuliche Ausnahmen waren Äthiopien, dort wurden traditionelle Lebensmittelverarbeitung in Form von Work-Shops angeboten, oder Japan mit einem komplett aus Holz gefertigten Pavillon. Hier konnte man nachhaltigere Ansätze für die Ernährung und die Landwirtschaft erkennen.
Nachhaltigkeitskonzepte an sich, werden jedoch nicht aufgezeigt. Dafür kann Nestlé im Schweizer Pavillon die Beziehung zwischen Mensch und Essen inszenieren und platziert seine Produkte in großen Speichersilos. Auch Mc Donald’s sieht sich in der Pflicht im Slow-Food Gründerland Italien seinen Beitrag zur gesunden Ernährung bei zu steuern.
Das besonders für uns interessante Urban Farming oder Urban Gardening war kaum zu finden. Vertikal begrünte Fassaden, Dachbegrünungen und Aquaponik waren vorhanden – teils in größerem Maßstab – aber sehr technisch aufwendig konstruiert. Neuheiten und kreative Konzepte konnten wir leider nicht ausfindig machen.
Unsere Eindrücke sind daher eher gemischt und wir können die bisher geäußerte Kritik nachvollziehen. Am Zustrom von BesucherInnen zur Weltausstellung ändert das wenig. Trotz hoher Temperaturen waren sehr viele BesucherInnen auf dem Gelände, den ganzen Tag und sogar am Abend. Das mag am kostengünstigem Abendticket oder am riesigem Angebot an Essen, Restaurants, Food-Trucks und Wein-Bars liegen.
Schlussendlich hat die EXPO das Potential Millionen von BesucherInnen an einen Tisch zu bringen, sei es durch Pommes, Pizza oder Eis. Jedenfalls erweckt es den Eindruck, dass sich die BesucherInnen etwas bewusster mit den Lebensmitteln auseinander setzten wollen. Wir hoffen es zumindest.